Liebe Gemeindemitglieder,
ich begrüße Sie herzlich und wünsche Ihnen zuerst Gottes Segen und seinen Beistand.
inzwischen ist es schon der 3. Sonntag, an dem keine Gottesdienste stattfinden und die zweite Woche, die die meisten von uns hauptsächlich im eigenen Haus und auf dem eigenen Grundstück verbracht haben. Ich stehe hier neben der früheren Uhr für die Kirchturmuhr in Nickelsdorf, die noch hier auf dem Dachboden steht und das Titelblatt des letzten Gemeindebriefes zierte. Ich stehe hier, weil die Bänke in der Kirche eh leer sind und ich die Zeit nutzen will, ihnen ein paar neue Ansichten von unserer Kirche zu gewähren. Hier neben mir ist die Leiter für die Läutebuben – in Mundart kann ich das Wort leider nicht richtig aussprechen. In früheren Zeiten kannte jeder Junge diese Leiter, von der aus Signale für den Beerdigungszug gegeben wurden. Das war einmal.
Die Zeiten haben sich geändert und momentan ist die Zeit überhaupt noch einmal ganz anders. Und da passt ein Text aus unserer Bibel finde ich ganz besonders. Im Buch des Predigers Salomo heißt es im 3. Kapitel:
"1) Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: 2) Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; 3) töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; 4) weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; 5) Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; 6) suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; 7) zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; 8) lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit. 9) Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon. 10) Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen. 11) Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. 12) Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. 13) Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes. 14) Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun."
Dass der Mensch weder Anfang noch Ende ergründen kann, dass wird uns durch die Coronakrise besonders deutlich in Erinnerung gerufen. Es wird klarer als sonst, dass unsere Zeit in Gottes Händen steht.
Manche haben jetzt wirklich viel mehr zu tun, als sonst. Unsere Tochter arbeitet neben dem Studium bei einer Steuerberatungsfirma. Da ist jetzt Arbeit ohne Ende angesagt, weil viele Firmen Ihre Kurzarbeitsanträge berechnen und durchführen lassen. Und was Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger zu tun haben, das weiß jeder. So bleibt uns nur Gott zu bitten, dass er all denen, auf denen jetzt besondere Arbeit lastet, Kraft, Mut und Weisheit schenkt.
Ich selbst gehöre zu den vielen, die jetzt weniger arbeiten müssen, als früher. Am Vormittag habe ich im Büro zu tun, aber der Nachmittag ist meist frei. Ein Vogelhaus in Kirchenform ist im Werden. Bevor ich damit angefangen habe, habe ich allerdings erstmal im Handwerkskeller eine neue kleine Werkbank eingebaut – die ist fertig.
Fast jeden Tag mache ich mit meiner Frau – wenn der Wind nicht zu kalt ist – lange Spaziergänge. Das ist wunderbar und meine Frau fragte letztens, ob das auch noch so sein wird, wenn die Coronakrise vorbei ist. Und ich will mich bemühen, dass es beibehalten wird.
So wünsche ich ihnen allen eine gesegnete Woche, möge Gott sie vor schlimmer Krankheit bewahren, möge er uns die Kraft geben, dass wir unsere Sorgen auf ihn werfen und etwas Gutes und Wertvolles aus der Zeit machen, die viele von uns jetzt neu zur Verfügung haben.
So gehet hin im Frieden des Herrn.
Der Herr segne und behüte dich. Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig, der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe Dir Frieden. Amen.
Auf Wiedersehen und, so Gott will, bis zum nächsten Sonntag!
Ihr Pfarrer Mag. Sönke Frost